
Der Aussichtspunkt in der Nähe des Schullandheims - hier bei einer Posaunensatzprobe im September 2024
Vom 21.04. bis 27.04.2025 probt die Junge Philharmonie Ostbayern erneut im Schullandheim Riedenburg. Dort trifft sich das Orchester, um sich auf die beiden Konzerte vorzubereiten.
Diesmal wagt sich die Junge Philharmonie an ein besonders ambitioniertes Programm.
Die Konzerte:
26.04. um 18 Uhr im Rathausprunksaal in Landshut
27.04. um 17 Uhr in der Mehrzweckhalle in Schierling
Eintritt frei - Spenden erbeten
Das Programm
- J. Sibelius: Finlandia
- L. Bernstein: Medley aus West Side Story (Arr. Jack Mason)
- M. Mussorgsky / M. Ravel: Bilder einer Ausstellung
- J. Horner: The Mask of Zorro, Arr. J. G. Mortimer
Pressestimme
Bilder einer Ausstellung funkeln im Glanz von Bernstein, Horner und Sibelius
Junge Philharmonie Ostbayern begeistert in Schierlings Mehrzweckhalle
Allgemeine Laber-Zeitung, 30. April 2025
Symphonische Klänge wehten am Sonntag, den 27. April 2025 durch die Mehrzweckhalle Schierling, als die Junge Philharmonie Ostbayern zum traditionsreichen Konzert am Weißen Sonntag auftrat. Unter der Leitung von Stefan Shen, Greta Gabriel und Markus Ottowitz stellten sie sich mit einem farbenfrohen Programm vor, das helle Begeisterung und Bravorufe auslöste. Langanhaltender Beifall entließ die Musiker nach gut zwei Stunden und einer schmissigen Zugabe. Durchs Programm führten Lukas Mulzer und Emma Zembacher mit sympathischer Rhetorik und stellten die Themen des Programms, zusammen mit Stefan Shen mit kurzen orchestralen Erläuterungen, dem bis auf den letzten Platz besetzen Saalpublikum vor.
Modest P. Mussorgsky und Maurice Ravel sind die kongenialen Schöpfer der orchestralen „Bilder einer Ausstellung“, die gemeinhin als Programmmusik charakterisiert werden. Obwohl zeitlich in der späten Romantik entstanden, ist das Werk ohne Zweifel eine frühe Ankündigung des Impressionismus in der Musik. Durch eine Gedächtnisausstellung zu Ehren des Malers Viktor Hartmann und Skizzen aus seinem eigenem Besitz wurde Mussorgsky im März 1874 zu seinem Klavierzyklus inspiriert, der schon bald von mehreren Komponisten orchestriert wurde. Ravel besaß ein sicheres Gespür für das Pittoreske und Bizzare in dieser Musik. Die zahlreichen Unisoni untermalen charakterstarke Themen. Diese oft spärlichen, dafür aber umso ausdrucksstärkeren Orchestersätze tragen nicht selten die Gefahr in sich, dass die luziden Tongebilde in die oft führenden Bläsergruppen, die Streicher und das Schlagwerk auseinanderfallen. So erfordert die Orchesterversion vom Dirigenten viel Klangfarbensinn und Zeichnungskunst, aber auch Sicherheit der Klangbalance und Dynamik. Shen bewies erneut all diese Eigenschaften, entlockte dem jungen Klangkörper die schillerndsten Farben und glänzte in seinem höchst individuellen, tänzerischen Dirigierstil. Zu Ende der darauf folgenden Pause riefen ein Bläserchor mit Schlagwerkgruppe die Zuhörer zurück auf die Plätze. Greta Gabriel trat nun mit der symphonischen Dichtung Finlandia von Jean Sibelius ans Pult. Die Orchesterkomposition um den Kern der patriotischen Chorhymne stellt ein Kenstück des finnischen Nationalmusikschatzes dar. Die Hymne „Oh Suomi“ vertonte die patriotische Dichtung „O Heimat, sieh des Morgens helle Schwingen, der siegreich Nacht und Trübsal überwand. Die Lerche hör‘ ich voller Jubel singen, da Schmach und Kerkersnot endlich schwand“ (usw.) und machte Sibelius auf einen Schlag national bekannt. Die Orchesterfassung aus Sibelius eigener Hand läßt zwar die Worte und menschlichen Stimmen etwas vermissen, jedoch mangelt ihr nichts an Eingängigkeit und Ausdrucksstärke. Greta Gabriel vermochte der tiefsinnig- nordischen Dramatik die ihr innewohnende Kraft, Leidenschaft und Gefühl mitreißend abgewinnen, über-zeugte ohne große Gesten durch ihr gediegenes Handwerk und empfahl sich so erneut als konstantes Mitglied im Dirigententeam.
Ganz andere Töne schlug das Medley aus Leonard Bernsteins West-Side-Story in einem Arrangement von Jack Mason an. Bernstein verkörperte lange Jahre als erfolgreicher Dirigent das Gesicht der E-Musik der USA schlechthin, nicht zuletzt, weil es als Komponist ein Grenzgänger war. In seiner Musik finden so unterschiedliche Elemente wie europäische lyrische Romantik, hier samtig von Streicherchören unterstützten Harfensoli, mit schmissigem New-Orleans-Jazz und lateinamerikanische Sambarhythmik in seinem schillerndsten Bühnenwerk zueinander. Dazu tritt der Schmelz der Melodik des schmachten-den Maria-Maria-Songs. Die West-Side-Story ist auch ein kultureller Querschnitt durch den Schmelztiegl der Völker, der die Vereinigten Staaten von Amerika damals vor eben die gleichen Integrationsaufgaben stellte, die den Europäern nun aufgegeben sind. Große Musik ist allemal ein Königsweg dorthin. Markus Ottowitz nahm die Klippen dieses vielfältigen Werkes bravourös und führte das Orchester mit gewohnt sicherer Hand. Er ist und bleibt für mich der Doyen dieses Klangkörpers.
Der Oskar-Preisträger James Horner hat viele große Filmmusiken geschaffen. Für seinen Soundtrack zum Kassen-schlager „Titanic“ wurde er groß ausgezeichnet. Viele seiner anderen Filmkompositionen zeigen aber die gleiche Ausdrucksstärke und den selben Bilderreichtum. Der Musik zu „The Mask of Zorro“ verlieh er ein unverwechselbar spanisches Gepräge, das die Junge Philharmonie mit großem, mitreißendem Ton darzustellen wusste. Horner hat viele Anleihen bei großen Kollegen genommen und das auch nie verhohlen. So meint man, auch in seiner Zorro-Musik Elemente aus Bizets Carmen und populärer Flamenco-Musik zu erkennen wie auch das Leitmotiv aus dem französische Wiegenlied „Frère Jacques“, Bruder Jakob. Einen echten Reißer wusste Horner allemal daraus zu machen, und der verfehlte auch in Schierling sein Wirkung nicht.
/ M. Ravel
Begeisterung im Publikum tat sich schon zur Pause kund. Sie erreichte bei Mussorgsky, aber auch Bernstein ihre Höhepunkte. Bürgermeister Kiendl sprach von einem grandiosen Konzert und damit gewiß allen aus dem Herzen, als er die Junge Philharmonie für das nächste Jahr wieder einlud. Die bedankte und verabschiedete sich mit einer Zugabe aus „Der Fluch der Karibik“ von Hans Badelt, und mit viel Zustimmung und tosenden Beifall das Publikum.